Beitrag 3 von 3 (Januar) - Endspurt Panama, leider völlig entspannungsfrei!
Andererseits hatte ich aber auch nicht besonders viel Zeit für Sightseeing: noch immer war nämlich die Verschiffung nicht in trockenen Tüchern. Entgegen meiner Vorstellung musste ich nun doch alles selber steuern, und zwar ab Panama direkt. Da ich dies erst 2 Tage zuvor erfahren hatte (am 15.1.), drängte nun plötzlich die Zeit. Schon wieder musste alles kurz vor knapp erledigt werden. Und diese Beschäftigung hat mir echt den Rest gegeben! So wie schon die Stadt anders ausschaut, auch so ist hier die Bürokratie weiter ausgeprägt. Nach zahlreichen Amtsgängen, wiederholten Fahrten zum 70 Km entfernten Hafen in Colón und ärgerlichen Fehlinformationen habe ich es tatsächlich geschafft, meine Harley (erst) am Morgen meines Flugtages (Mittwoch 22.1.) am Hafen abzuliefern, rechtzeitig in Panama-City einzutreffen und mich auf die Heimreise vorzubereiten (Taschen packen, etwas runterkommen und frisch machen). Welch ein Chaos, welch eine Woche!
Als die Aussichten auf Erfolg noch nicht so mies waren, sprich noch während des Wochenendes meiner Ankunft in Panama-City (17.1.), plante ich als Abschluss meines Roadtrips ein paar Tage in der Stadt Colón zu verbringen. Eine der paar Empfehlungen für Panama war ja eine Bootstour (25 USD) über den berühmten lago Gatún (Gatún See, für den Bau des Panamakanals künstlich angelegter See) zu unternehmen. Gegebenenfalls sogar bei einer Fischtour, bei der man selber Hand anlegt und fischt (75 USD), richtig abschalten. Meine Rückreise ab Colón in die Hauptstadt (hier ging mein Flieger) sollte mithilfe des Panama Canal Railway erfolgen. Eine Zugfahrt (25 USD), die scheinbar recht erlebnisreich ist, da die Strecke am Panamakanal wie aber auch durch dichten Dschungel und vorbei am Gatún See führt. In die enge Wahl kam auch noch ein Besuch der Freihandelszone in Colón. Dass es die größte Zone der westlichen Hemisphäre sowie zweitgrößte der Welt nach Hong Kong sei, klang recht vielversprechend: vielleicht sollte doch noch ein wenig Shopping gehen.
Leider kam eben alles anders! Zwar hatte ich noch ein wenig etwas von der Stadt, aber alles andere fiel ins Wasser. Erst musste nämlich die Verschiffung geklärt werden!
Und streng genommen hatte ich auch nicht besonders viel von Colón. Sehr eingeschüchtert fuhr ich am Nachmittag vom Sonntag 19.1. in die Stadt ein. Wie schon in Almirante ein paar Tage zuvor, auch hier wieder Müll an allen Ecken, stellenweise stank es zum Himmel, unglaublich verwahrloste Gebäude. Überall Menschen auf den Straßen, die einem hinterherrannten oder -riefen. Zu Beginn traute ich mir noch ein paar schnelle Fotos mit dem Telefon zu, bis ich irgendwann von jungen Kerlen umzingelt war, die sich am Lenker festklammerten und Geld haben wollten. Erst verstand ich sie gar nicht, obschon mir irgendwie klar war, worum es ging. Später konnte ich mich doch noch losreißen und war anschließend auf dem besten Weg Richtung Hotel. Das ich auch an dem Abend nicht mehr verließ. Laut Wikipedia spricht Folgendes nicht wirklich für einen Aufenthalt in Colón: "(…) erging es seit den späten 60ern der Wirtschaft in Colón immer schlechter. (…) Heutzutage liegt die Arbeitslosenrate bei circa 40%; die Armutsrate ist noch größer. Colón gilt als eine der gefährlichsten Städte der Welt und viele Reiseführer raten von einem Besuch ab." (Stand Januar 2014).
Dass ich diesen letzten Beitrag jetzt erst schreibe, hat seine Gründe. Zum einen hatte ich aufgrund der Vorkommnisse gegen Ende in Panama kaum Zeit für mich, zum anderen wäre der Ton auch ein ganz anderer gewesen. In der Zwischenzeit habe ich mich offensichtlich etwas beruhigt und es bleiben euch hier sämtliche zum Himmel schreiende Details erspart. Vermutlich kann ich sogar von Glück reden, dass der Mittwoch 22.1. kein so schlechter Tag war. Am Hafen klappte alles recht entspannt, die 2-stündige Busfahrt zurück in die Hauptstadt fiel nicht so ins Gewicht, ein rechtzeitiges Eintreffen am Flughafen gegen 17 Uhr war möglich. Planmäßig befand ich mich kurz nach 19 Uhr in luftiger Höhe, auf meinem Rückweg Richtung Europa. Völlig entnervt und glücklich zugleich. Komischerweise nicht wirklich darüber im Klaren, was sich in den letzten 6 Monaten abgespielt hatte. Ob dies mit den Fragen zurück kommt, die mich in den nächsten Tagen zuhause erwarten, wird sich zeigen. Neulich, vor Panama (!), war ich mir aber schon 100-prozentig sicher, dass ich Nichts anders angehen würde!
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